Das Kniegelenk ist eines der größten Gelenke des menschlichen Körpers, aber auch das Gelenk mit dem höchsten Verletzungsrisiko.
Zerrungen und Überdehnungen, vollständige Bänder- und Meniskusrisse, sowie Sehnenentzündungen bedingt durch Überbelastung oder Unfälle zählen zu den häufigsten Knieverletzungen. Im Laufe der Zeit kann es durch veraltete Verletzungen bzw. aufgrund von täglicher Beanspruchung zu Abnützungserscheinungen kommen, welche sehr schmerzhaft sein können.
Knieverletzungen und Knieerkrankungen sind jedoch gut therapierbar. Dank effizienter Behandlungsmethoden kann man ein schmerzfreies, bandstabiles und gut bewegliches Kniegelenk zurückerhalten.
Therapiemöglichkeiten bei Knieverletzungen
Die Bandbreite reicht von muskelkräftigenden (Koordinations-)Übungen, physikalischen Therapien, Physiotherapie, Stoßwellentherapie, Knorpelaufbaukuren mit Hyaluronsäure oder, wie ACP/PRP-Therapie (Autologes Conditioniertes Plasma / Platelet Rich Plasma), schmerzstillenden Injektionen bis hin zu modernste minimal-invasiven Operationsmethoden.
Ich bin der Ansicht, dass Sie kein Spitzensportler sein müssen, um wie einer behandelt zu werden.
– Priv.- Doz. Dr. Julian Jöstl, PhD, MSc.
Erkrankungen
Arthrose
Die Kniearthrose (Gonarthrose), eine Abnützung des Knorpels am Kniegelenk, verursacht oft Anlauf- und Belastungsschmerzen, Steifigkeit des Gelenks am Morgen und nach längerem Sitzen sowie Schmerzen beim Stiegen steigen und bei Belastung. Spezielle Schmerzmittel, Infiltrationen des Knies mit Kortison oder Hyaluronsäure sowie ACP-Therapie (Autologes Conditioniertes Plasma), oder ein künstlicher Gelenkersatz (Knieprothese) sorgen wieder für Schmerzfreiheit im Kniegelenk.
Bakerzyste
Eine druckempfindliche Schwellung, ein Spannungsgefühl und Schmerzen im Bereich der Kniekehle können auf eine Bakerzyste hindeuten. Große Zysten können zu einer Bewegungseinschränkung im Kniegelenk führen. Platzt eine Zyste, so ist mit plötzlich starken Schmerzen im Kniegelenk und Entzündungsreaktionen zu rechnen. Nach entsprechender Schonung und medikamentöser Behandlung oder ultraschallgezielter Punktion, gehen die Beschwerden zumeist wieder zurück oder verschwinden vollständig.
Eine Bakerzyste kann auch ein Hinweis auf andere Probleme im Bereich des Kniegelenks sein und sollte daher immer abgeklärt werden.
Fehlstellung
X-Beine oder O-Beine zählen zu den häufigen, angeborenen und erworbenen Fehlstellungen im Knie bzw. der Beinachse. Bei dauerhaften Fehlbelastungen bzw. ungleichmäßigen Belastungen des Kniegelenks ist die Entwicklung einer schmerzhaften Kniearthrose möglich. Rechtzeitig durchgeführt können in leichten Fällen physikalische Trainingstherapien oder in ausgeprägten Fällen gelenkerhaltende operative Methoden zu Schmerzfreiheit führen, in stark ausgeprägten Fällen muss jedoch an einen Gelenksersatz gedacht werden.
Freie Gelenkkörper
Freie Gelenkkörper können prinzipiell in jedem Gelenk bzw. Gelenkspalt auftreten. Gehäuft kommen sie jedoch im Kniegelenk vor. Es handelt sich dabei meist um ab- oder ausgebrochene Knorpelteilchen, welche sich frei im Gelenk bewegen. Dies kann zu Einklemmungssymptomen führen und äußerst schmerzhaft sein. Je öfter sich ein freier Gelenkkörper im Gelenkspalt einklemmt, desto mehr Schaden kann er im Gelenk und am gesunden Knorpel anrichten. Das wiederum fördert die Kniearthrose.
Knieprothese
Die Implantation von Knieprothesen zählt zu den häufigsten orthopädischen Operationen. Daran ist aber erst dann zu denken, wenn konservative und gelenkerhaltende Maßnahmen erfolglos bleiben. Für eine Knieprothese werden spezielle Metalle, Kunststoffe oder Keramik verwendet, die wieder Beweglichkeit und Belastbarkeit ermöglichen und für eine lange Haltbarkeit sorgen. Dank spezieller Operationstechniken sowie gezielter Schmerzausschaltung können die meisten Patienten bereits nach wenigen Tagen das „neue Knie“ voll belasten und das Spital verlassen.
Knochenbrüche
Knochenbrüche zählen zu den häufigsten Verletzungsarten im Sport und bei Freizeitaktivitäten. Brüche können an der Kniescheibe, an den Oberschenkelknochen oder am Schienbein festgestellt werden. Das Knie kann im Fall eines Knochenbruchs zumeist weder belastet noch bewegt werden, da es anschwillt und stark schmerzt.
Achsenabweichungen, ein hörbares „Knirschen“ bei Bewegung des Knies oder eine irreguläre Beweglichkeit sind typische Anzeichen für einen Knochenbruch.
Eine längere Ruhigstellung im Gipsverband oder eine operative Versorgung sind bei Knochenbrüchen im Kniebereich häufig angezeigt.
Knochenmarködem
Ein Knochenmarködem kann an Hüfte, Knie oder Fuß auftreten und mittels MRT diagnostiziert werden. Es handelt sich dabei um eine Flüssigkeitsvermehrung im Knochen, die mit belastungsabhängigen Schmerzen, oftmals auch in der Nacht, sowie Druckempfindlichkeit im Bereich des Kniegelenksspalts einhergeht. Entlastung durch das Gehen mit Krücken, entzündungshemmende, schmerzstillende Medikamente oder Ilomedin®-Infusionen werden als Therapie empfohlen. Ein operativer Eingriff ist nur selten notwendig.
Knorpelschaden (Chondropathie)
Ursächlich für einen Knorpelschaden im Knie sind entweder altersbedingte Abnutzungen oder Unfälle im Sport oder in der Freizeit.
Am häufigsten zeigen sich Knorpelschäden an der inneren und äußeren Seite der Knorpeloberflächen des Oberschenkels, die – abhängig von X- oder O-Bein – unterschiedlich belastet werden. Auch das Kniescheibengleitlager kann aufgrund von chronischer Überlastung oder nach einer Kniescheibenverrenkung (Luxation) erheblichen Schaden nehmen.
Als konservative Behandlungsmethoden werden Hyaluronsäure-Injektionen, ACP-Therapie (Autologes Conditioniertes Plasma) und Entlastung durch das Gehen mit Krücken eingesetzt. Bleiben diese Behandlungsmethoden erfolglos, werden operative Methoden in Erwägung gezogen.
Kreuzbandriss
Bänder dienen der Stabilisierung des Kniegelenks, können aber bei Sportunfällen überdehnt werden, einreißen oder komplett reißen (Teilruptur, komplette Ruptur). Am häufigsten davon betroffen sind das vordere bzw. Hintere Kreuzband sowie das Innere- und Äußere-Seitenband.
Heftige Knieschmerzen unmittelbar nach einem Unfall, die bei Bewegung und Belastung zunehmen, eine Instabilität sowie eine beginnende, druckschmerzhafte Schwellung im Knie (Gelenkerguss) deuten auf einen Bänderriss hin.
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Kreuzbandrissen sind Ruhigstellung und kühle Kompressen sowie schmerzlindernde, entzündungshemmende Medikamente. Ob operiert wird oder nicht hängt unter anderem vom Verletzungsgrad, aber auch vom Alter und dem Aktivitätsausmaß der betroffenen Person ab.
Meniskusriss
Ein Meniskusriss kann entweder durch chronische Überlastung (degenerativ) des Kniegelenks, durch plötzliche Drehbewegungen mit abruptem Bewegungsstopp, oder traumatisch, aufgrund eines Unfalls entstehen.
Starke Schmerzen beim Beugen des Kniegelenks in der Kniekehle, beim Sitzen in der Hocke und im Schneidersitz, Schmerzen bei Stiegen bergauf und ab steigen, sowie Gelenkblockaden sind die Folgen. Der Erhalt des Meniskus steht immer im Vordergrund. Sollte eine (Teil-)Entfernung des Meniskus notwendig sein, so erfolgt diese immer so minimal wie nur möglich.
Patellaluxation (Kniescheibenverrenkung)
Schon bei einer unglücklichen Bewegung kann ganz spontan die Kniescheibe (Patella) aus ihrer Verankerung springen und starke Schmerzen verursachen. Das Beugen des Knies bzw. Gehen sind dann nahezu unmöglich. Die Kniescheibe sollte sobald wie möglich von einem Experten eingerenkt werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Ist bei der Luxation ein Knorpel-Knochenstück abgebrochen, muss ehestens operiert werden, um rasche Einheilung zu ermöglichen.
Patellasspitzensyndrom (Jumpers Knee)
Das Jumpers Knee findet sich sehr häufig bei Sprungathleten. Kräftige Sprünge und nachfolgende Landungen stellen extreme Belastungen für das Kniegelenk dar. Kommt es zu einer Überlastung der Kniescheibensehne, treten Schmerzen nach dem Sport, aber auch bei Alltagsaktivitäten auf.
Bei verspäteter oder ineffizienter Behandlung drohen dem Sportler langfristige Trainings- und Wettkampfpausen. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte therapeutische Maßnahmen, wie konsequente Entlastung, Physiotherapie, Stoßwellentherapie und medikamentöse Behandlung sind für den Heilungserfolg beim Patellaspitzensyndrom entscheidend.
Plicasyndrom
Ein Plicasyndrom erkennt der Experte an einem Einklemmungssyndrom mit Schmerzen an der Innenseite der Kniescheibe. Bei starken Beschwerden kann die Schleimhautfalte minimal-invasiv (arthroskopisch) über zwei kleine Hautschnitte entfernt werden.
Schleimbeutelentzündung (Bursitis)
Schleimbeutel im Knie werden durch dauerhafte Belastungen im Kniebereich gereizt und können sich entzünden. Eine Bursitis verläuft langsam und die ersten Symptome werden oft unterschätzt. Schwellungen, Rötungen, Druckempfindlichkeit, Bewegungseinschränkungen und starken Schmerzen sind Anzeichen einer Schleimbeutelentzündung, die sich konservativ durch Schonung und Kühlung sowie mit entzündungshemmenden Medikamenten behandeln lassen.
Sehnenrisse
Sehnenrisse sind häufige Verletzungen bei Sportlern. Die Gefahr, dass eine Sehne einreißt oder komplett gerissen ist, steigt ab dem 30. Lebensjahr, da die Sehnen im Laufe des Alters an Elastizität verlieren. Ein Sehnenriss wird von einem plötzlich einschießenden Schmerz begleitet, ein Bluterguss sowie eine Schwellung sind die Folgen. Bei einem vollständigen Riss hilft nur mehr ein operativer Eingriff, um wieder Stabilität zu erreichen.
Seitenbandverletzungen
Die Seitenbänder am Knie sind wichtige Stabilisatoren, die ein seitliches Aufklappen des Kniegelenks verhindern. Wird das Schienbein bei sportlichen Aktivitäten stark nach innen gewinkelt bzw. massiver Druck auf die Innenseite des leicht gebeugten Knies ausgeübt, können Seitenbänder, Sehnen, Meniskus und Kreuzband ein- oder abreißen. An der Innen -bzw. Außenseite des Knies zeigt sich eine Schwellung. Betroffene sprechen von wenig, aber auch von stark ausgeprägten Schmerzen. Hochlagerung des Knies, Kältetherapie (Eiskompressen) oder ein Druckverband dienen der Erstversorgung. Leichte Verletzungen werden meist konservativ, schwere Verletzungen operativ behandelt.
Behandlungsmethoden
Arthroskopie
Die Kniearthroskopie (Gelenkspiegelung) ist eine schonende und minimal-invasive Methode, welche es dem Chirurgen ermöglicht, über kleinste Schnitte, mittels eines speziellen Kamerasystems und Arbeitsgeräten, in das Knie hineinzusehen und etwaige Aufrauhungen des Knorpels, Schleimhautfalten oder freie Gelenkskörper zu beseitigen. Auch Meniskusrisse, Knorpelverletzungen und komplexe Bandverletzungen (Kreuzbandriss) werden mit dieser schonende Methode erfolgreich und rasch behandelt.
Gelenkersatz
Bei ausgeprägter Abnützungserscheinung (Arthrose) des Kniegelenks, die medikamentös oder mit Spritzenkur nicht mehr befriedigend behandelbar ist, wird die Implantation ein künstliches Kniegelenk empfohlen. Dank modernster Operationstechniken und hochwertigen Materialien können rasch wieder Mobilität und Schmerzfreiheit erreicht werden. Moderne Knieprothesen haben eine lange Haltbarkeit und erleichtern das alltägliche Leben deutlich.
Gelenkerhaltende Therapien
Zu den konservativen Maßnahmen zählen Physiotherapie, physikalische Therapie, Bewegungstherapien, orthopädische Hilfsmittel wie Schuheinlagen oder Orthesen, Stoßwellentherapie sowie entzündungshemmende, schmerzstillende Medikamente, Infiltrationen und Injektionen, Hyaluronsäure-Anwendungen. Behandlungskonzepte mit Wachstumsfaktoren, wie ACP/PRP-Therapie (Autologes Conditioniertes Plasma / Platelet Rich Plasma) sind vielversprechende moderne Verfahren, die in vielen Fällen Linderung bringen können.
Ihr Termin
Während eines ausführlichen Arzt-Patienten-Gesprächs wird auf Ihr Problem bzw. Ihre Schmerzen im Bereich des betroffenen Gelenks eingegangen, mit einigen präzisen Fragen lassen sich bereits erste Erkenntnisse auf die Ursache des Problems gewinnen.